Regionalverband

Südniedersachsen e.V.

 

Fahrgastverband PRO BAHN

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S-Bahn für Alfeld „aussichtslos“ und „unrealistisch“

29. 09. 2023

Eine S-Bahn für Alfeld ist bei realistischer Betrachtung nicht machbar. Gerd Aschoff etwa, Vorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn Südniedersachsen, wird sogar recht deutlich: „Bei realistischer Betrachtung ist der Wunsch nach dem Aufbau einer solchen S-Bahn im Leinetal aussichtslos. Im Oberzentrum Göttingen fährt in keine Richtung eine S-Bahn, weil die potenziellen Nutzerzahlen bei weitem nicht ausreichen. S-Bahnen sind etwas für ganz große Städte mit verdichteten Ballungsräumen wie Hamburg, Stuttgart, das Ruhrgebiet, München und Berlin.“ Schon das S-Bahn-System von Hannover, an dem auch Hildesheim hängt, sei dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass zur Weltausstellung Expo 2000 sehr groß gedacht wurde. „Alfeld und die umliegenden Orte erfüllen derartige Voraussetzungen nicht“, so Aschoff.

Zudem sei die vorhandene Auslastung der Bahnstrecken im Leinetal und rundherum durch die vorhandenen Personen- und Güterzüge hoch. „Zusätzliche Züge mit enger Taktung können da nicht einfach wie bei einer Modelleisenbahn reingesetzt werden“, beschreibt der Fachmann. Die Schwäche des gegenwärtigen Angebots, das wegen Personalmangels zahlreichen Züge ausfallen lässt, sei so gravierend, dass zunächst einmal am vorhandenen System gearbeitet werden müsse.

Und, so Aschoff weiter: „Völlig unberücksichtigt ist bei der bisherigen Diskussion der Deutschland-Takt, der ein flächendeckendes Angebot im ganzen Land schaffen soll. Wesentliches Element ist hier die Aufstockung der RE-Verbindung Göttingen-Alfeld-Hannover-Uelzen auf einen 30-Minuten-Takt, also die Verdoppelung des Zugangebots, von dem Alfeld natürlich profitieren würde.“ Leider gebe es bislang kein genaues Datum für die Realisierung. Also müsse hier der Druck aus den Regionen erhöht werden, diese Taktverbesserung im Leinetal umzusetzen – „ergänzt durch ein möglichst attraktives Busangebot in der Fläche des ländlichen Raums“.

„Eine S-Bahn geht nicht!“, zürnte im Rat der Stadt Alfelds Bürgermeister Bernd Beushausen – und nannte dafür gleich mehrere Gründe, die im Übrigen auch gegen eine Verdichtung des aktuellen Metronom-Taktes sprechen würden: „Unsere Strecke ist die Haupttransportlinie von Malmö bis Sizilien, was den Güterverkehr angeht. Eine S-Bahn-Linie bräuchte ein komplett neues Gleis, wenn man das zum Beispiel so haben will wie auf der Strecke Hannover-Wunstorf.“ Zudem wäre eine S-Bahn langsamer, weil sie häufiger halte.

Vielmehr müsse es deshalb im Moment darum gehen, dafür zu sorgen, dass der Metronom genügend Schaffner und Lokführer vorhalten und somit wieder zuverlässiger fahren kann. „Und wenn wir darüber schon reden, sollte es eher unser Auftrag sein, das zurückzufordern, was man uns weggenommen hat, denn wir hatten hier mal zwölf IC-Halte in Alfeld.“ Die Verwaltung beschäftige sich seit vielen Jahren intensiv damit, wie eine verlässliche Verbindung von und nach Alfeld erhalten werden könne. „Da hilft aber leider eine Idee nicht, die sowieso nicht umgesetzt werden kann“, so Beushausen. gaf/mr Alfelder Zeitung

 

Bild zur Meldung: Der letzte ICE verschwindet aus dem Leinetal. Mehr Metronom-Züge würden das Angebot insgesamt aufwerten.