Regionalverband

Südniedersachsen e.V.

 

Fahrgastverband PRO BAHN

Link zur Seite versenden   Ansicht zum Drucken öffnen
 

Smartphone-Zwang ist eine fahrgastfeindliche Entartung

07. 04. 2024

Die Bestrafung von Fahrgästen, die ihren digitalen Fahrschein nicht auf dem Smartphone mit sich führen, ist aus Sicht von PRO BAHN Südniedersachsen nicht hinnehmbar. Der Sprecher des Fahrgastverbandes, Gerd Aschoff, bezeichnete dieses Vorgehen als „fahrgastfeindliche Entartung aus bürokratischer Sicht, die sich gegen die Verkehrswende richtet“. 21 Prozent aller Deutschen besitze kein Smartphone. Bei den über 65-Jährigen ist es gemäß einer Umfrage des Digitalverbandes BITCOM sogar die Hälfte. Aschoff: „Der Göttinger Verkehrsbetrieb missbraucht den Smartphonezwang zum Ausschluss zahlreicher Fahrgäste.“
Bei dem in der Presse bekannt gewordenen Fall sollte ein Eichsfelder im Stadtbus Göttingen zur Kasse gebeten werden, weil er den ordnungsgemäßen Abschluss seines Abos „nur“ mit einem aktuellen Ausdruck des QR-Codes ohne Handy nachgewiesen hatte. Aschoff: „Die Strafzahlung ist für unseren Fahrgastverband bei allem Verständnis für betriebliche Zwänge sehr schwer nachvollziehbar. Wenn der Verkehrsbetrieb den QR-Code nicht auslesen kann, darf dies nicht zulasten von Fahrgästen ausgelegt werden.“
PRO BAHN verwies darauf, dass der allgemeine Trend zum Digitalticket auch bei der Bahncard voll zuschlage, wenn ab dem Juni 2024 alle Bahnkunden keine Plastikkarte mehr bekommen. Kunden ohne Smartphone wird als Ersatzlösung ausdrücklich ein Ausdruck angeboten. 
Der Zwang zum Smartphone als ausnahmslose Grundvoraussetzung zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist aus sozial- und verkehrspolitischen Gründen entschieden abzulehnen.
Auch der PRO BAHN-Bundesverband hat sich entscheiden gegen einen Smartphonezwang beim Zugang zu Mobilitätsdienstleistungen gestellt. Stattdessen seien Lösungen bereitzustellen, die unabhängig von der Verfügbarkeit eines Endgeräts funktionieren. „Der Zwang zum Besitz eines funktionierenden und geladenen Smartphones schließt zahlreiche Menschen von der Nutzung aus. Entgegen der beliebten Darstellung trifft dies nicht nur ausschließlich ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen. Mit dem Zwang übernehmen die Fahrgäste das Risiko für schlechten Empfang, defekte Steckdosen und fehlerhaft programmierte Apps.“ Wenigstens bis zur Einführung einer Chipkarte müsse jeder Verkehrsbetrieb andere Nachweise für das D-Ticket annehmen. Aschoff: „Alles andere ist peinlich.“

 

Bild zur Meldung: Ohne Smartphone geht es nicht. Jedenfalls wollen die Verkehrsbetriebe die Benutzung erzwingen. Foto: DB Dominic Dupont